Ich betrete den Raum. Eine große Leinwand hängt von der Decke hinab an der Wand. Nur schemenhaft ist die entstehende Szenerie auf dem Bild zu erkennen. Ich trete näher. Halte inne und betrachte.

Innerhalb einer Woche wird ein 2 x 2 Meter großes Ölbild entstehen, welches das Geschehen der angrenzenden Räume dokumentiert. Dafür werden vorab, innerhalb der ersten Stunde, schnelle, bewegte Fotografien erstellt, die anschließend als eigene, neue Komposition auf der Leinwand zusammengesetzt werden. Die digitale Live Dokumentation über Youtube und die zur Schaustellung einer bewussten Tätigkeit, nämlich den Akt des künstlerischen Tuns selbst, wird mittels einer Fußfessel, deren kugeliges Ende aus Wolle besteht und die in der Mitte des Raumes liegt, symbolisiert. Wollsocken, die ich während des Malprozesses trage, werden den Zusammenhang zwischen mir, dem Ich und der Umgebung, dem Raum und der Fußfessel herstellen.

Die Fessel steht für den Stillstand. Die Wolle für das wohlige Gefühl. Während des Malprozesses entsteht eine Art Stillstand. Ein Verharren im Hier und Jetzt. Geistige Fokussierung bei der Erschaffung von etwas Neuem. Inne halten, zur Ruhe kommen ist also, entgegen dem was die Gesellschaft lebt, erstrebenswert. Die durch die Unschärfe entstandene Flüchtigkeit im Bild, verdeutlicht zusätzlich die Hektik unseres Alltags. Ein Stehenbleiben und bewusstes Betrachten schafft den Raum für Ruhe.

Malen vor Ort

2.11-7.11.2021 , 11-14.00, 16-18.00 gleichzeitig digitale Liveschaltung, 14-16.00 Pause / variabel Mittag- essen, sonst für Gespräche vor Ort

November 2021, Katja Zander